Der Reichstag

eine deutsche Geschichte

Buch und Regie Ute Bönnen und Gerald Endres
Kamera Friedemann Rehse
Schnitt Gabi Seelis
Redaktion Rolf Bergmann
Produktion RBB
Erstaustrahlung 03.10.2010 in der ARD
Länge 45 min
Inhalt:

Die wechselvolle Geschichte der deutschen Demokratie ist neben der alltäglichen parlamentarischen Arbeit im Reichstagsgebäude immer gegenwärtig.
Das Reichstagsgebäude ist Touristenattraktion und Schauplatz politischer Kämpfe. Es hat ein kompliziertes Innenleben und Spuren seiner Geschichte findet man an vielen Stellen. Heute wie früher ist der Bau über unterirdische Gänge mit seiner Nachbarschaft verbunden.

Als das Haus im Kaiserreich geplant wurde, hatte das Parlament noch nicht viel zu sagen, und viel Streit gab es schon um die Errichtung des Gebäudes. Baubeginn war 1884, erst 1916 wurde die Inschrift "Dem Deutschen Volke" über dem Portal angebracht – als der Kaiser sein Volk für die Fortsetzung des Weltkriegs benötigte.
Von einem Balkon des Reichstags rief Philipp Scheidemann 1918 die Republik aus, doch die Republik und die Demokratie waren immer bedroht, auch aus dem Parlament heraus.
Einen Monat nach der Machtübergabe an die Nazis brannte das Gebäude. Darüber, wer den Brand gelegt hatte, liefen sofort die Gerüchte um. Dabei war viel von den unterirdischen Gängen unter dem Bau die Rede. Die Nationalsozialisten nutzten den Brand und setzten wesentliche Grundrechte außer Kraft, doch der Prozess gegen die angeblichen kommunistischen Brandstifter wurde zum propagandistischen Fiasko für die Nazis.

Im zweiten Weltkrieg galt ausgerechnet die Ruine des deutschen Parlamentssitzes den Soldaten der Roten Armee als das "Herz der faschistischen Bestie". In den letzten Kriegstagen entspann sich ein erbitterter Kampf um den Reichstag. Die Bilder vom Hissen der Roten Fahne auf dem Gebäude gingen um die Welt.

Dann lag das Haus lange Jahre als Ruine an der Berliner Sektorengrenze, nur wenige Meter von Ostberlin entfernt. Es war Kulisse riesiger Kundgebungen gegen die Blockade und den Mauerbau. Erst in 60er Jahren begann der Wiederaufbau, aber wozu? Schulklassen besuchten die Ausstellung im Reichstagbau, und wenn mal wieder ein Bundestagsausschuss als Pflichtübung eine Sitzung im Reichstagsgebäude abhielt, war das begleitet von lautstarken Protesten und Schikanen der DDR. Für die meisten Westberliner war das Haus allenfalls der Hintergrund für das sonntägliche Fußballspiel im Tiergarten.

Nach der Wiedervereinigung lag das Gebäude nicht mehr am Rand, es wurde wieder zu dem Ort, an dem die Politik gemacht wird.

Manuskript des Films (←Klick)